Samstag, 24. August 2013

Gartenflüchtlinge und Schwarze Passagiere

Wenn es um das Thema Neophyten in Deutschland geht, denken die meisten zurecht an den Japan-Knöterich Fallopia japonica ("Reichsbahn-Bambus"), die Goldrute Solidago canadensis / S. gigantea, das Drüsige Springkraut Impatiens glandulifera oder die Robinie Robinia pseudoacacia (fälschlich auch "Akazie"). Die einen bringen mehr ökologische Probleme mit sich, die anderen weniger, einige sogar Gefahren für den Menschen wie der Riesen-Bärenklau Heracleum mantegazzianum aus dem Kaukasus ("Stalins Rache").

Von den aus aller Welt bei uns eingeführten Pflanzen können sich nur ganz wenige außerhalb der Gärten behaupten. Ohne die Pflege des Menschen würden die meisten fremdländischen Gartenpflanzen unter unseren zumeist robusten und konkurrenzstarken einheimischen Arten eingehen. Von den wenigen, die sich hier behaupten und fortpflanzen können, sind wiederum nur ganz wenige invasive Neophyten, also solche, die sich ungehemmt und exponentiell rasch ausbreiten. Dieses Ausbreitungspotential ist nicht zu unterschätzen und führt zunehmend zu ökologischen Problemen. Unter den in jüngster Zeit verstärkt gepflanzten "Präriestauden" finden sich sicherlich weitere Kandidaten mit invasivem Ausbreitungspotential.

Im Übrigen stellen auch einige unserer einheimischen Pflanzen auf anderen Kontinenten genauso gefürchtete invasive Neophyten dar.

Weniger bekannt und auch weniger problematisch ist in unseren Gefilden der Geschlitztblättrige Sonnenhut Rudbecka laciniata. Da er sich insbesondere an der Großen Röder (durchfließt die Städte Radeberg, Radeburg, Großenhain) ausgebreitet hatte, nennt man ihn hierzulande auch "Rödertalblume". Riesige Dominanzbestände finden sich auch an der Pulsnitz (durchfließt die Städte Pulsnitz, Königsbrück, Ortrand) im NSG Königsbrücker Heide:




Als Vermessungsingenieur bei der Eisenbahn komme ich viel herum auf Deutschlands Gleisen. Das sogenannte "Bahnbegleitgrün" ist genauso interessant wie Gärten oder Wildnisse. Entlang der Eisenbahnstrecken haben sich etliche Neophyten etabliert, deren Samen vom Fahrtwind der Züge weit verbreitet werden. Insbesondere zig verschiedene gelbblühende Korbblütler lassen sich links und rechts der Gleise finden. In der steppenartigen Ruderalflora stillgelegter Gleise und Bahnhofsbreiche entdecke ich immer wieder neue Arten, die ich noch nie zuvor gesehen habe:











Erst neulich erregte diese kleine Pflanze meine Aufmerksamkeit. Sicher bin ich mir nicht, aber vermutlich wird es ein Neophyt sein. Interessant sind die klebrigen und sich mit der Samenreife vergrößernden, klettenartigen, aber nicht stacheligen Blütenkörbe. Die Art wird etwa 0,4 m hoch, bildet ein tiefgehendes Wurzelwerk und hat leicht fleischige Blätter. Etliche noch nicht blühende Sämlinge stehen im Umkreis. Fundort: Bahnhof Gaschwitz bei Leipzig, Ende Gleis 27, kurz vor Weiche 56.

1 Kommentar:

  1. Die unbekannte Pflanze habe ich am 25.09.13 in den Präriepflanzungen im Hermannshof gesehen. Es handelt sich um Grindelia squarrosa.

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